Jutta Niemann zum Einsatz von Carbon Capture and Storage/Utilization in Baden-Württemberg

Am 12. Oktober stand erneut das Thema Carbon Capture and Storage bzw. Utilization auf der Tagesordnung des Landtags. Jutta Niemann machte in der Rede für die Grüne Fraktion deutlich, unter welchen Umständen sie den Einsatz dieser Technologien für sinnvoll hält:

„Wir sind in Baden-Württemberg schon in das Thema CCU/CCS eingestiegen. Es gibt ein Projekt der Zementindustrie in Mergelstetten, das auch von der Landesregierung begleitet wird – „catch4climate“ –, bei dem die Zementindustrie die Abscheidung von CO2 erprobt. Außerdem gibt es – auch mit Unterstützung des Umweltministeriums –, bei der Umwelttechnik BW angesiedelt, einen „Innovation Hub CCUBIO“. Dieser Innovation Hub hat das Ziel, in Form von Bioökonomie CO2 -Kreisläufe zu etablieren.

Ja, es ist so: Das wird ein Wirtschaftsfaktor werden. Es gibt genug Wirtschaftszweige, die Kohlenstoff als Grundstoff brauchen. Da ist es natürlich sinnvoll, zu schauen: Wie können wir den Kohlenstoff wirklich im Kreislauf halten, endgültig im Kreislauf halten? Wir können es uns auf lange Sicht einfach nicht leisten, Kohlenstoffe in die Atmosphäre zu entlassen. Diese Kreisläufe zu schließen ist aber sinnvoll. Das ist ein Wirtschaftsmodell. Daran arbeiten wir hier in Baden-Württemberg über diesen „Innovation Hub CCUBIO“.

Dabei ist auch ein Punkt zu schauen, in welcher Form Kohlenstoff auch in fester Form eingelagert werden kann. Ein Stichwort ist dabei Pflanzenkohle. Das kann in verschiedenen Bereichen genutzt werden: Landwirtschaft, Bausektor. Damit hätten wir auch eine langfristige dezentrale Möglichkeit der Nutzung von Kohlenstoffen, bei der lange Transporte nicht unbedingt notwendig sind und Transportpipelines nicht unbedingt aufgebaut werden müssen.

Der Bund wird demnächst eine Carbon-Management-Strategie vorlegen. Der Stakeholderprozess dazu läuft, und Baden-Württemberg bringt sich natürlich auch ein, mit dem Ziel, dass hier die notwendige Infrastruktur vorbereitet wird und zur Verfügung steht, wenn wir sie brauchen, um die unvermeidbaren Emissionen dann tatsächlich auch langfristig speichern zu können. Wichtig ist dabei, dass diese Infrastruktur europäisch vernetzt gedacht wird, und wichtig ist dabei auch, dass ein Monitoring für die möglichen Risiken etabliert wird.

Für uns ist dabei wichtig, dass wir immer die Reihenfolge, die wir auch im Klimaschutzgesetz verankert haben, beachten. Das bedeutet, wir müssen zuerst Emissionen vermeiden, dann müssen wir Emissionen vermindern. Nur die Emissionen, die dann noch übrig bleiben, versenken wir, also CCU/CCS für die unvermeidbaren Emissionen. Vorher kommt das Energiesparen, kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien, kommt die Transformation der Wirtschaft hin zu einer klimaneutralen Produktion, also die Elektrifizierung der Prozesse, der Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft, und nur für die unvermeidbaren Emissionen kommt dann die Einlagerung CCU/CCS.

Das ist auch wirtschaftlich sinnvoll, weil das Auffangen sehr teuer ist. Es ist kostenintensiv, und es sind Kosten, die immer weiter anfallen, die im Prozess immer weiter anfallen und die nicht unbedingt sinnvoll sind, um die Wirtschaft in unserem Land zukunftsfähig aufzubauen.

Auch Lagerstätten, die aller Voraussicht nach nicht in Baden-Württemberg zur Verfügung stehen werden, sind begrenzt.

Es ist auch klimarelevant, erst auf die anderen Punkte zu setzen, weil die Abscheidung von CO2 immer auch extrem energieintensiv ist. Also erst dann, wenn die erneuerbaren Energien ausreichend ausgebaut sind, ist das vom Klima her vertretbar.

Die Sektorstudie sagt uns, dass diese Emissionen, um die wir uns da in dieser Form kümmern müssen, bei uns vor allem in der Zementindustrie und in den Müllheizkraftwerken anfallen. Deshalb hat das Wirtschaftsministerium auch die Roadmap „Klimaneutrale Produktion“ aufgelegt, die demnächst veröffentlicht werden soll. Also, wir brauchen und wir machen einen zielgerichteten Einstieg in CCU/CCS. Es ist ein Baustein, der zusätzlich zu Energiesparen, Ausbau der erneuerbaren Energien, Transformation der Wirtschaft und Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft gebraucht wird.“

 

Die vollständige Rede können Sie hier anhören. 

 

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