Am 20. April 2023 debattierte der Landtag über den Ausbau der Nutzung von Carbon Capture and Storage. Jutta Niemann skizzierte im Namen ihrer Fraktion wie sie den Einsatz der CCS Technologie beurteilt.
„In unserem Klimaschutzgesetz haben wir festgelegt, dass wir unsere Emissionen bis 2030 um 65% reduzieren und bis 2040 klimaneutral sind. Trotz aller Anstrengungen, die wir in allen Sektoren unternehmen werden, wird es laut wissenschaftlicher Studien auch 2040 noch unvermeidbare Restemissionen geben.
Wir werden die Klimaneutralität also nur über Senken vollständig erreichen. Einen Teil unserer Restemissionen werden wir über natürliche Senken wie Moore abdecken.
Mit der durch das Umweltministerium entwickelten Moorschutzkonzeption erhalten und renaturieren wir deshalb systematisch unsere Nieder- und Hochmoore. Darüber hinaus werden jedoch – Stand heute – auch technische Senken notwendig sein. Eine technische Senke ist CCS, also das Abscheiden und Verpressen von CO2.
Bei dem Einsatz von CCS ist folgendes wichtig:
- Es muss gewährleistet sein, dass das CO2 langfristig gespeichert bleibt und nicht wieder in die Atmosphäre gelangt.
- Mögliche Risiken wie Gesundheitsrisiken durch Entweichen von CO2 oder das Freisetzen von Schadstoffen bei unkontrolliert freigesetztes CO2 im Untergrund, das zu einer Versalzung von Grundwasser führen könnte, müssen weiter erforscht werden.
- Zur Minimierung der Risiken muss ein Monitoring aufgebaut werden.
Es ist also ein klarer Rahmen für CCS notwendig, der Risiken minimiert. Die Bundesregierung arbeitet aktuell daran und hat eine Stakeholderprozess gestartet um diese Fragen zu klären. Sie will im Anschluss an den Stakeholderprozess eine Carbon Management-Strategie vorlegen.
CCS ist sehr energieintensiv und damit auch kostenintensiv. Wir brauchen dafür große Mengen zusätzlichen, erneuerbaren Strom. Von einem Überschuss an erneuerbarem Strom sind wir momentan aber noch weit entfernt. Emissionen zu vermeiden ist deshalb günstiger und sicherer.
Auch im KSG haben wir ein klare Klima-Rangfolge verankert:
- Vermeiden von Treibhausgasemissionen,
- Verringern von Treibhausgasemissionen und
- Versenken nicht oder mit verhältnismäßigem Aufwand nicht zu vermeidender oder zu verringernder Treibhausgase.
Auch deshalb ist CCS immer nur dort eine Option sein, wo es gar nicht anders geht. Die Sektorzielstudie zeigt auf, wo das in Baden-Württemberg der Fall ist: In der Zementindustrie und in Müllheizkraftwerken. Ansonsten sieht die Studie – ich zitiere – „im Jahr 2040 keine praktikablen Einsatzmöglichkeiten“.
Gut und wichtig ist deshalb, dass auch mit mit Beratung durch das Land die Abscheidung von CO2 in einem Zementwerk in Mergelstetten erprobt wird: Catch4Climate.
CCS ist aber nicht die einzige Option. Eine andere Möglichkeit ist, den Kohlenstoff langfristig im Kreislauf zu halten, so dass er nicht in die Atmosphäre gelangt. Unternehmen haben einen hohen Bedarf an Kohlenstoff, der bislang meist aus fossilen Quellen stammt.
Sehr gut, dass das Land im Rahmen der Bioökonomiestartegie das Projekt Innovation Hub CCUBIO fördert. Gemeinsam mit Forschung und Industrie, mit Dienstleistern und öffentlichen Institutionen wird ein Innovationsschwerpunkt zum CO2-Recycling aufgebaut.
Auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität ist der billigste Weg das Vermeiden und Reduzieren von CO2-Emissionen. Für die unvermeidbaren Emissionen z. B aus der Zementindustrie brauchen wir Alternativen. Diese Alternativen müssen wir vorbereiten und entwickeln. CCS ist eine Möglichkeit, Innovationen wie CO2Recycling eine andere. Das Land ist dran!
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