Gemeinsam mit meiner Kollegin Petra Krebs, der gesundheitspolitischen Sprecherin der Landtagsfraktion, habe ich im April in Stuttgart das Fachgespräch Geburtshilfe organisiert. Es kamen mehr als 90 Akteur*innen und Interessierte aus dem ganzen Land. Dass die Veranstaltung komplett ausgebucht war, macht deutlich, wie drängend dieses Thema ist. Denn die Begleitung und Unterstützung vor, während und nach der Geburt ist für die Frauen-, Kinder- und Familiengesundheit unverzichtbar. Die freie Wahl des Geburtsortes ist elementarer Bestandteil des Selbstbestimmungsrechts der Frau. Aber sie ist heute bereits gefährdet. Denn wegen oft schwierigen Arbeitsbedingungen und geringer Vergütung geben immer mehr Hebammen ihren Beruf auf, Kreißsäle müssen schließen, Frauen finden keine Hebamme zur Nachsorge.
Als Referent*innen konnten wir vier ausgewiesene Expert*innen gewinnen: Jutta Eichenauer, die Landesvorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg, berichtete über die Situation und den Arbeitsalltag von Hebammen in Baden-Württemberg. Ulrike Hauffe, Diplompsychologin, Bremer Landesfrauenbeauftragte a.D., maßgebliche Mitbegründerin des Bremer Bündnisses Natürliche Geburt und Mitautorin des Nationalen Gesundheitsziels, machte deutlich, welche Bedingungen aus wissenschaftlicher Perspektive wesentlich für eine gute und sichere Geburt sind, und stellte die Indikatoren vor, die das Nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ dafür festlegt. Dr. med. Klaus-Dieter Jaspers, Chefarzt der Frauenklinik in Coesfeld, stellte den Ansatz seiner Klinik vor, um die Kaiserschnittrate von fast 40 auf unter 20 Prozent zu senken, und Andrea Bosch, die Leitende Hebamme am Klinikum Stuttgart, stellte den dortigen Hebammenkreißsaal vor.
Das Fachgespräch machte deutlich: Es gibt zahlreiche Probleme, die die Bundesregierung angehen muss, es gibt aber auch auf lokaler Ebene Ansätze, wie die Situation vor Ort verbessert werden kann. Die Ergebnisse des Fachgesprächs werden wir daher nutzen, um unser Fraktionspapier zum Thema Hebammenversorgung, das ich im Januar angestoßen habe, zu überarbeiten und zu erweitern. Ein zentrales Ziel ist für mich auf Bundesebene eine Änderung der drastisch unterschiedlichen Vergütung von Kaiserschnitt und physiologischer Geburt – Krankenhäuser haben ein wirtschaftliches Problem, wenn sie die Kaiserschnittrate senken – und ein verbindliches Personalbemessungsinstrument für die Hebammenversorgung in Kliniken, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Überlastung der Hebammen in den Kliniken zu beenden.
Auf Landesebene möchten wir den Prozess des Runden Tischs Geburtshilfe weiter konstruktiv begleiten und voran bringen. Dabei möchte ich auch die gesellschaftliche Diskussion, welche Geburtshilfe wir wollen, und die positive Bestärkung, dass Frauen gebären können, voran bringen und unterstützen. Das Ziel ist, Geburt nicht nur unter dem Aspekt zu betrachten, wo Risiken sind, sondern die Bestärkung und Unterstützung der Frauen in den Vordergrund zu stellen. Dass wir diese Diskussion brauchen, wurde in unserem Fachgespräch sehr deutlich.
Auf dem Foto von links nach rechts: Ulrike Hauffe, Jutta Niemann, Petra Krebs, Andrea Bosch, Jutta Eichenauer, Klaus-Dieter Jaspers
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