„Wir brauchen eine verlässliche und flächendeckende Hebammenversorgung in Baden-Württemberg.“ Das macht MdL Jutta Niemann anlässlich des Welthebammentages (5.Mai) deutlich. „Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen bei der Wahl des Geburtsortes und eine sichere, bestmögliche Betreuung vor, während und nach der Geburt ist ein wesentlicher Pfeiler des Gesundheitssystems und hat für die grüngeführte Landesregierung oberste Priorität. Deshalb entwickelt der Runde Tisch „Geburtshilfe“ unter Federführung des Ministeriums für Soziales und Integration derzeit Ideen, wie ein zukunftsfähiges Versorgungskonzept in der Geburtshilfe aussehen soll“, betont Niemann. Die Zukunft der Geburtshilfe müsse auch bei der Reform der Krankenhausstruktur bedacht werden. „Wir brauchen Lösungen für überlastete Kreißsäle in den Ballungszentren, zum Beispiel durch Geburtshäuser in räumlicher Nähe zu Kliniken. Und wir müssen mehr Hebammen in die unterversorgten Regionen im ländlichen Raum bringen.“ Die momentane Situation der Hebammen sei alarmierend. Eine einzige Hebamme müsse zum Teil drei und mehr Frauen gleichzeitig bei der Geburt betreuen.
Niemann fordert außerdem den Bund auf, beim Thema Haftpflicht endlich aktiv zu werden. „Die hohen Belastungen durch die Haftpflichtversicherung zwingen immer mehr Hebammen dazu, aus der Geburtshilfe auszusteigen oder ihren Beruf ganz aufzugeben. Dieser Zustand ist nicht tragbar. Wir müssen das gesamte System der Haftpflichtversicherung für die Geburtshilfe neu regeln, damit es transparent und bezahlbar wird.“ Bereits im März 2014 hat Baden-Württemberg deshalb gemeinsam mit Schleswig-Holstein eine Bundesratsinitiative eingebracht, um die Geburtshilfe insgesamt zu stärken. Zu den finanziellen Belastungen komme noch die ständige Rufbereitschaft und die schlechte Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf sowie immer größere Überstundenberge in den überlasteten Geburtsstationen der Kliniken. „Wenn wir junge Frauen für diesen so wichtigen Beruf gewinnen wollen, müssen wir attraktive Arbeitsbedingungen und finanzielle Anreize schaffen“, so Niemann. Ein Ansatz der Landesregierung sei hierbei die Forschung und Ausbildung im Bereich der Hebammen voranzubringen, etwa beim Thema Akademisierung der Hebammenberufe. Dazu hat das Wissenschaftsministerium bereits 2015/16 das Hochschulausbauprogramm zur „Akademisierung der Gesundheitsberufe“ ausgeschrieben, das mit je zehn Millionen Euro unterlegt war. Niemann betont: „Wir brauchen dringend eine Aufwertung dieses Berufes“.
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