Was junge Familien in Schwäbisch Hall brauchen, stand im Fokus einer Veranstaltung, die kürzlich in der Volkshochschule stattfand. In Kooperation mit der Evangelischen Familienbildungsstätte und der Elterninitiative Motherhood Schwäbisch Hall e. V. loteten Vertreter der Landespolitik, der Stadt Schwäbisch Hall, der Krankenkasse und der Medizin gemeinsam mit Eltern aus, was konkret an der Situation in der Region verbessert werden kann. Als wichtig wurde eine bessere Vernetzung der bestehenden Angebote genannt sowie eine zentrale Anlaufstelle für Hebammen. Hier könnte die Stadt oder der Kreis auch finanziell unterstützend wirken, indem Fixkosten übernommen werden. Auch die niedergelassenen Frauenärzte und -ärztinnen seien als zentrale Anlaufstelle für Schwangere gefragt, intensiver zu beraten und auf Angebote und Möglichkeiten, gerade durch Hebammen, aufmerksam zu machen. Die kommunale Gesundheitskonferenz auf Kreisebene sei das geeignete Gremium, um alle Beteiligten, einschließlich Vertretern der Elternschaft, an einem Runden Tisch zusammenzubringen.
„Die Unterstützung von Familien muss in vielen Bereichen ansetzen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Beziehung“, so Erste Bürgermeisterin Bettina Wilhelm in ihrem Grußwort. Da das Erfahrungswissen heutzutage immer häufiger fehle, weil Familien nicht mehr mit mehreren Generationen unter einem Dach leben, sei die Einbettung in soziale Kontakte sehr wichtig. Hier versucht die Stadt insbesondere durch die vier Familienzentren – weitere sollen folgen – Eltern direkt anzusprechen und Unterstützungsangebote zu setzen.
Jutta Niemann (GRÜNE) richtete in ihrem Impuls den Fokus auf die Hebammenversorgung in der Region. „Knapp die Hälfte der im Landkreis Schwäbisch Hall tätigen Hebammen haben ihren Beruf aufgegeben, weil es vor allem an einer angemessenen finanziellen Vergütung fehlt.“ Gerade im ländlichen Raum mit zum Teil langen Anfahrtswegen sei damit keine flächendeckende Hebammenversorgung unter den jetzigen Bedingungen mehr aufrechtzuerhalten. Von der gewünschten 1:1 Betreuung während der Geburt wie von der Möglichkeit zuhause zu gebären, sei man weit entfernt. Niemann betonte, eine Lösung müsse auf Kreisebene gefunden werden, z. B. durch die Senkung von Fixkosten für freiberufliche Hebammen.
Die AOK Heilbronn-Franken zeigte durch ihren Geschäftsbereichsleiter Versorgungsmanagement Steffen Haut auf, welche konkreten Unterstützungsangebote durch die Krankenkasse geleistet werden wie das Mutterschaftsgeld und die Vorsorgeuntersuchungen für werdende Mütter oder Kinder. Auf Landesebene gäbe es bereits einen Runden Tisch zur Hebammenthematik, bei dem die AOK ebenfalls dabei sei.
Prof. Andreas Rempen, Chefarzt der Frauenklinik am Diak, berichtete über das reichhaltige und stark nachgefragte Angebot des Krankenhauses, in dem 98% aller Kinder zur Welt kommen. Gleichzeitig beklagte er eine überbordende Bürokratie und Personalmangel, der auch vor dem DIAK nicht Halt mache. „Wir stehen damit immer vor der Schwierigkeit, neben der medizinischen Versorgung die gewünschte „Stille und Ruhe, Zeit und Geduld“ für die Gebärenden aufzubringen.“, so Rempen.
Für die Elternschaft mahnten Sandra Tschernitsch und Sarah Knispel als Vertreterinnen von Motherhood, an dass in dem gesamten Themenkomplex fast nur über Eltern gesprochen werde, so gut wie nie aber mit Eltern. Dies müsse sich auf allen Ebenen dringend ändern. An einer „Durchschnittsschwangeren“ zeigten sie exemplarisch auf, welche Hürden und Fragen sich einer Erstgebärenden stellen. Vor allem wie sie in Zeiten der Überinformation, der medizinischen Überversorgung und der fehlenden psychosozialen Betreuung schnell ins Schlingern gerät und aus einer Zeit der „guten Hoffnung“ auf einmal eine Zeit großer Ängste werde.
Im anschließenden World Café kam das Publikum, das sich aus Eltern und weiteren Vertretern von Fachstellen wie z.B. der AWO zusammensetzte, mit den Impulsgebenden ins Gespräch. Entscheidend, und hier waren sich Referenten und Teilnehmende einig, sei, konkrete Ergebnisse folgen zu lassen, um hier vor Ort Familien einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
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