Fachgespräch Wolf und Herdenschutz

„Die Weidetierhaltung ist ein unverzichtbarer Teil einer naturnahen Landwirtschaft. Weidetierhalter*innen leisten mit ihren Tieren einen wichtigen Beitrag zur Pflege unserer Kulturlandschaft. Sie sichern Artenvielfalt.“ Das unterstrich Jutta Niemann gleich zu Beginn des Fachgesprächs „Wolf und Herdenschutz“ Anfang September auf dem Landschaftshof der Schäferfamilie Voigt in Michelbach. Sie hatte zu einem Gespräch unter Fachleuten eingeladen mit Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher der Landtagfraktion der Grünen und ehrenamtlicher Wolfsberater des NABU, Johannes Enssle, Landesvorsitzender des NABU sowie Schäfer*innen aus der Region. Vom Landesschafzuchtverband nahmen Geschäftsführerin Anette Wohlfahrt und der Vorsitzende Alfons Gimber teil.

Auch Markus Rösler war es erst einmal ein Anliegen, seine große Wertschätzung für die notwendige und harte Arbeit der Schäferinnen und Schäfer zu betonen. So wichtig und unverzichtbar Weidetierhaltung für unsere Kulturlandschaft ist, alle Gesprächsteilnehmenden waren sich einig, dass die Schäferinnen und Schäfer ein schwieriges ökonomisches Auskommen haben unter schwierige Rahmenbedingungen in unserer industriellen Landwirtschaft. So berichtete Markus Rösler, dass der durchschnittliche Stundenlohn durch Fördermaßnahmen des Landes in den letzten Jahren zwar von rund 4 auf rund 8 Euro gestiegen ist, damit aber immer noch deutlich unter dem Mindestlohn liegt. Die Schäfer*innen nannten neben der großen Arbeitsbelastung und der immer weiter um sich greifende Bürokratie im Besonderen die Überalterung in ihrem Beruf und die schwierige Generationennachfolge als großes Problem. So gebe es in Baden-Württemberg nicht mal mehr eine Ausbildungsstätte für angehende Schäfer*innen. Im Gespräch wurde klar, dass das Aufkommen des Wolfes nun nochmal zusätzliche Anforderungen stellt. Markus Rösler unterstrich, dass die Weidetierhaltung da nicht alleine gelassen wird. Die grün geführte Landesregierung hat eine beispielhafte finanzielle Förderung aufgelegt, die breit ansetzt in der finanziellen Unterstützung von Vorsorgemaßnahmen wie Zaunbau und Herdenschutzhunde sowie Entschädigung bei Wolfsrissen.


Von den versammelten Schäfer*innen wurde dies einerseits anerkannt. Allerdings gelte dies nur für Schutzmaßnahmen innerhalb der ausgewiesenen Förderkulisse Wolf. Auch in unserer Region, in der kein Wolf wirklich ansässig ist, zögen einzelne Wölfe durch und könnten Schäden verursachen. Auch für sie sollte es Unterstützung für Schutzmaßnahmen geben. Auch Martin Zorzi vom hiesigen Umweltzentrum mahnte Präventionsmaßnahmen wie beispielsweise die Förderung von Nachtpferchen oder -Ställen an.  Die Schäfer*innen  wiesen auch darauf hin, dass nicht nur finanzielle Aspekte zu bedenken seien sondern auch der vermehrte Arbeitsanfall durch die notwendigen Schutzmaßnahmen sowie die psychische Belastung vor und nach einem ev. Wolfsriss.

NABU-Vorsitzende Johannes Enssle verwies auf die gute Zusammenarbeit mit dem Landesschafzuchtverband und auf die vielen praktischen Erfahrungen die der NABU und der Landesschafzuchtverband in gemeinsamen Projekten zum Herdenschutz gewinnen konnten.

Zum Abschluss wurde noch die Frage des Abschusses von aggressiven Wölfen angesprochen. Sowohl Johannes Enssle als auch Markus Rösler, unterstützt von Anette Wohlfahrth  machten deutlich, dass die jetzige Regelung vorteilhaft ist: Ein aggressiver Wolf kann innerhalb der jetzigen Fassung des Naturschutzes geschossen werden. Eine Aufnahme ins Jagdrecht würde zu Doppelzuständigkeiten, mehr Abstimmungsbedarf, damit zwangsläufig zu Mehraufwand, mehr Bürokratie und damit verlangsamten Möglichkeiten eines Wolfsabschusses führen.

Jutta Niemann als Initiatorin und Moderatorin des Fachgesprächs freute sich am Ende über das konstruktive und offene Gespräch. „Es wurde deutlich, dass es in Baden-Württemberg nicht ein Gegeneinander von Naturschutz und Herdenschutz gibt sondern dass sich alle Beteiligten um ein Miteinander in den schwierigen Fragen der Rückkehr des Wolfes bemühen. Und wir Landtagsabgeordnete haben wichtige Impulse für unsere politische Arbeit für eine noch zielgenauere Unterstützung der Weidetierhaltung bekommen. “

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 Genauere Informationen zu allen Fragen rund um den Wolf in Baden-Württemberg und darüber hinaus gibt es auf der Internetseite von Dr.Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Stuttgarter Landtag und NABU-Wolfsbotschafter

https://markusroesler.de/landespolitik/wolf/

 

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