Das Aktionsprogramm Jagst, das in Reaktion auf den Mühlenbrand in Lobenhausen 2015 entwickelt wurde und mit einer Vielzahl unterschiedlicher interdisziplinärer Maßnahmen die Gewässerqualität und Biodiversität in der Jagst verbessern soll, ist in der Umsetzung schon weit fortgeschritten und zeigt gute Erfolge. Das macht die Antwort auf einen Antrag deutlich, den die grüne Landtagsabgeordnete Jutta Niemann an das Umweltministerium gerichtet hat.
Das Land stellt für das Aktionsprogramm von 2015-2018 rund 2,5 Mio. Euro aus Landesmitteln für das Aktionsprogramm Jagst zur Verfügung. Viele der im Aktionsprogramm angelegten Maßnahmen haben Pilotcharakter auch für andere Fließgewässer. Die Maßnahmen in vier Modulen reichen von der Schadensdokumentation über Maßnahmen zur Verhinderung ähnlicher Unglücke in der Zukunft im ganzen Land bis hin zu baulichen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit und zur ökologischen Aufwertung des Gewässers. Von 94 im Rahmen des Aktionsprogramms geplanten Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung, die von Wasserwirtschaft, Fischerei und Naturschutz gemeinsam beschlossen wurden, sind 51 bereits umgesetzt. Beispiele sind die Herstellung einer Eisvogelwand oberhalb von Unterregenbach oder das Anlegen eines Seitengewässers am Altarm bei Kirchberg. Die Maßnahmen verbessern die Gewässerstruktur und tragen zu einem guten ökologischen Zustand bei. Allerdings erholt sich der Fischbestand nur zögerlich. Die Umsetzaktionen von Fischen in Teile der Jagst – nach 2016 noch einmal in kleinerem Umfang auch 2017, für 2018 sind weitere Aktionen geplant – haben funktioniert, Artenzahl und Fischdichten haben zugenommen und sich in den Abschnitten, in die Umsetzungen erfolgten, deutlich besser erholt als in anderen Bereichen. Aber eine natürliche Zuwanderung aus nicht geschädigten Bereichen ist kaum zu beobachten, und die Wiederbesiedlung der gesamten Jagst geht langsamer voran als erwartet, weil an vielen Stellen noch Querbauwerke die Wanderung der Fische flussauf- oder abwärts beschränken.
Von den insgesamt 74 Querbauwerken an der Jagst konnte im Zuge der Umsetzung des Aktionsprogramms an vielen dieser Bauwerke und Wasserkraftanlagen die Durchgängigkeit des Gewässers an 62 % der Standorte wieder hergestellt werden. Jetzt verbleiben noch 28 Querbauwerke, bei denen die Durchgängigkeit etwa aufgrund geringen Wasserstandes und anderer Hemmnisse vor Ort schwieriger umzusetzen ist. Aber auch hier sind bei einigen bereits die Maßnahmen genehmigt und sollen, finanziert durch Ausgleichsmittel, zeitnah umgesetzt werden.
„Die bisherige Bilanz des Aktionsprogramms Jagst zeigt, dass es sich dabei um ein weitreichendes und gut durchdachtes Programm des Landes handelt, das die verschiedenen ökologischen Probleme der Jagst in der Folge des Brandes gezielt in Angriff nimmt“, kommentierte Jutta Niemann die Ergebnisse. „Der Erfolg der Maßnahmen wird durch eine wissenschaftliche Begleitung regelmäßig überprüft. Es ist klar, dass die Erholung eines Gewässers nach einem solch schweren Unglück viel Zeit in Anspruch nimmt. Mit den Maßnahmen des Aktionsprogramms wird diese Erholung nach besten Kräften gefördert und voran gebracht.“
Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts macht gleichzeitig deutlich, dass an anderer Stelle noch viel zu tun bleibt. Routinemäßig werden auch Arzneimittel und Pflanzenschutzmittel im Wasser untersucht. Für einzelne dieser Stoffe wurde 2016 eine Überschreitung der Umweltqualitätsnorm in der Jagst festgestellt. Daneben stammen 60 % des in der Jagst festgestellten Phosphors aus der Landwirtschaft. „Ein verantwortungsvoller Umgang mit Düngemitteln und der Verzicht auf Pestizide tragen mit dazu bei, die ökologische Erholung der Jagst zu unterstützen“, ist die grüne Landtagsabgeordnete sicher.
Den Antrag von Jutta Niemann mit der Antwort des Umweltministeriums finden Sie hier: https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP16/Drucksachen/3000/16_3423.pdf
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