„Bibertreff“ in Fichtenau: Bürgermeisterin Schmidt-Wagemann traf sich mit Vertreter*innen vom Naturschutz und Bibermanagement aus dem Regierungspräsidium und dem Landratsamt. Mit dabei war auch die grüne Landtagsabgeordnete Jutta Niemann, die schon wiederholt zu dem Thema mit der Gemeinde im Austausch war.
In sehr konstruktiver Atmosphäre wurden die verschiedenen Aspekte des Biberlebens in Fichtenau besprochen. Der Biber ist ein faszinierendes Tier, das größte Nagetier Europas und eine national und europaweit streng geschützte Art. Zudem schafft der Biber durch seine Lebensweise neue Habitate für viele seltene Pflanzen und Tiere und trägt damit zur Artenvielfalt bei.
Die rege Bautätigkeit des Bibers hinterlässt in unserer stark genutzten Landschaft aber auch deutliche Schäden. Gerade Fichtenau ist davon stark betroffen. Dem Regierungspräsidium Stuttgart ist daher an einem guten Austausch und Miteinander gelegen. Da der Bauhof der Gemeinde sowie der Biberberater Roland Münz hier stark gefordert sind, wäre es aus Sicht des Regierungspräsidiums sinnvoll, gerade diese Personengruppe darin zu schulen, wie gutes Bibermanagement aussieht, damit Maßnahmen vor Ort zügig umgesetzt werden können. Beim Termin in Fichtenau wurde auch über konkrete Maßnahmen und Finanzierungsmöglichkeiten gesprochen. Ein Vorschlag des Regierungspräsidiums war es, eine größere Menge von Materialen für Präventivmaßnahmen bereitzustellen, um Maßnahmen vor Ort zu beschleunigen.
Auf Zustimmung stieß die Idee des Überlassens einer „Biberlandschaft“ an den Biber, d.h. von Flächen, die aus der Nutzung genommen werden können. Angedacht ist dabei, dass u.a. das Land oder die Gemeinde Grundstücke aufkaufen oder längerfristig pachten könnten, die wegen der Aktivitäten des Bibers nicht mehr bewirtschaftet werden können. Auch Ideen wie eine Exkursion mit dem Bibermanager, den Gemeinderät*innen und betroffenen Bürger*innen, um vor Ort Lösungen zu besprechen sowie die Möglichkeit, das Ökomobil zum Thema Biber vor Ort zu holen, griff die Bürgermeisterin gerne auf.
In Baden-Württemberg werden Biberschäden nicht finanziell durch das Land ausgeglichen. Hintergrund ist, dass der Biber auf natürlichem Wege, primär aus Bayern, eingewandert ist und nicht – wie dort geschehen -angesiedelt wurde. Schmidt-Wagemann sprach sich dennoch dafür aus, nach dem best-practice-Beispiel Bayern vorzugehen und einen Schadenfond einzurichten. Auch in Bayern, so wurde informiert, erfolgen Ausgleichzahlungen jedoch nur an forst-, land- und fischereiwirtschaftliche Betriebe, diese seien zudem gedeckelt. Jutta Niemann sagte zu, sich beim Land für einen Notfallfond stark zu machen, der bei außergewöhnlichen Schadensfällen genutzt werden könnte.
Ein Thema war auch der Abschuss von besonderen „Schadbibern“. Diesen hatte Bürgermeisterin Schmidt-Wagemann ebenfalls gefordert, um eine gewisse Regulation zu erreichen. Die Vertreter des Regierungspräsidiums berichteten, dass in Baden-Württemberg nach Prüfung aller Alternativen und Vorliegen aller gesetzlichen Voraussetzung eine letale Entnahme in begründeten Ausnahmefällen nach Genehmigung der zuständigen höheren Naturschutzbehörde erfolgen kann. Auch in Bayern müssten bei Entnahme die Alternativen zuvor geprüft werden. Wichtig auch: In Bayern sei keine regulierende Wirkung der Entnahme bekannt. Frei gewordene Reviere werden sehr schnell wieder von neuen Bibern besetzt.
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