Gespräch mit MilchbäuerInnen auf dem Gliemenhof in Gailenkirchen

gailenkirchen

Am 03.06.2016 habe ich den Gliemenhof in Gailenkirchen besucht. Die Gliemenhof GbR besteht aus drei Familien. Ende 2012 haben diese ihren gemeinsamen neuen Stall für Milchkühe in Betrieb genommen, der als doppelter Zweireiher ausgeführt wurde und Platz für 360 Kühe bietet.

Zusammen mit Catherine Kern, der Kreisvorsitzenden der Hohenloher Grünen, Vertretern des Bundesverbandes deutscher Milchviehalter (BDM), Daniel Kießecker, ÖDP, sowie weiteren LandwirtInnen aus dem Landkreis haben wir eine Führung über den Hof erhalten und mit ihnen über die Milchkrise und die Ergebnisse des Milchgipfels diskutiert.

Nachdem die Europäische Union vor gut einem Jahr die Milchquote abgeschafft hat, gibt es auf dem Milchmarkt ein Überangebot. Die Preise sinken rapide. Für etliche Betriebe lohnt sich die Milchwirtschaft nicht mehr, so dass viele von ihnen aufgeben. Neben der Soforthilfe hat der Milchgipfel Bürgschaften, Kredite und Steuererleichterungen für die Landwirte in Aussicht gestellt. Eine Reduzierung der Milchmenge durch gesetzliche Mechanismen ist nicht vorgesehen.

Die VertreterInnen des BDM zeigten sich enttäuscht von den Ergebnissen des Gipfels. Nicht nur, dass ihr Verband nicht zum Milchgipfel eingeladen war, so hat der Gipfel auch nicht zur Entschärfung der Krise beigetragen. Nur die Staatshilfen seien nicht der Weg aus der Krise, vielmehr müsste die Hilfszahlung an eine Reduktion der Milchmenge gekoppelt werden. Die VertreterInnen des BDM teilten mir mit, dass aus betrieblicher Sicht die Drosselung der Milchmenge kein Problem wäre: Weniger Kraftfutter für die Tiere bedeute auch eine geringere Milchmenge. Ein anderer Kritikpunkt war, dass der Trend zu großen Intensivhaltungen geht. Kleine und mittelständische Betriebe hätten kaum noch Platz in dem jetzigen System.

Aufgrund der aktuellen Situation unterstütze ich die Forderung der zeitnahen freiwilligen Reduktion der Milchmenge durch die Bauern, die dafür im Gegenzug einen Ausgleich erhalten sollen. Dieser Ansatz muss auch in Europa umgehend umgesetzt werden. Angesichts der ungleichen Kräfte kann dies nicht dem Markt überlassen werden, denn schon jetzt sind kleine Betriebe und bäuerliche Strukturen in Baden-Württemberg und Deutschland bedroht. Langfristig muss es darum gehen, dass die LandwirtInnen auskömmliche Preise für ihre Produkte erhalten, aber auch darum, eine bessere Wertschöpfung zu erzielen. Anstatt immer mehr immer billiger zu produzieren, muss die Landwirtschaft auf Qualitätsprodukte wie zum Beispiel Bio- und Weidemilch setzen.

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